Foto-Reviews

Review: Mindshiftgear Panorama 180

Ausgiebige Fototouren sind oft das beste Mittel um einem Kamerarucksack auf den Zahn zu fühlen. So durfte sich der Mindshiftgear Panorama 180 auf einer mehrtägigen Städtetour beweisen. Die Besonderheit des Panorama ist die Kombination aus Rucksack und Hüfttasche, das ein eher ungewohntes Bedienkonzept mit sich bringt. Werfen wir also einen Blick auf das schicke Teil.

Das Äußere

Der Rucksack besteht aus strapazierfähigem Nylongewebe. Im Test ist die schwarz/dunkelgraue Version zu sehen, wer andere Farben bevorzugt kann auch ein blau gefärbtes Modell erstehen. Die Trageriemen sind ordentlich gepolstert und lassen sich mit einem Verbindungsgurt zusammen halten, ein Verrutschen der Träger ist somit nahezu ausgeschlossen.
Neben einer Mesh-Tasche sind diverse Befestigungsmöglichkeiten vorhanden um zum Beispiel ein Stativ zu transportieren oder kleineres Zubehör an den Gurten anzubringen. Die Stativhalterung kann im übrigen verborgen werden.
Hinter einer Klappe auf der rechten Seite ist die Hüfttasche untergebracht, welche mit einem Gurt zusätzlichen Halt bietet. Links und am Deckel sind drei Reißverschlüsse eingesetzt. Was dahinter zu finden ist, erläutere ich im Laufe des Reviews noch genauer.
An den Reißverschlüsse sind große Schlaufen angebracht, so dass man diese auch mit Handschuhen bedienen kann.
Der Boden des Rucksacks ist stabil aber leicht schräg. Ein Tribut für die Hülle der Hüfttasche. Absolut gerade lässt er sich also nicht abstellen und man wird ihn wohl eher anlehnen, wenn man ihn doch mal absetzen muss.
Eine Regenhülle sucht man bei dem Rucksack leider vergeblich. Sie wird nicht mitgeliefert, die Außenhaut ist aber Wasserabweisend und sollte leichte Regenschauer abhalten können.

Das Innere

Wirft man einen Blick auf das Innenleben, stellt man fest, dass der Rucksack aus zwei Hauptkomponenten besteht. Der untere Teil ist die Hüfttasche, welche in einer Art Hülle/Röhre verborgen ist. Aus dieser Ummantlung lässt sich die Hüfttasche herausziehen, wenn man vorher die Verschlussklappe geöffnet hat.
Hier wird einem klar, wofür die Zahl 180 im Namen steht. Man kann die Hüfttasche ohne Probleme ganz nach vorne ziehen. Aus der Ich-Prespektive sieht man beim Blick nach unten folgendes Bild.

Packt man die Hüfttasche wie in meinem Fall mit Kamera und Tele, sieht das zwar prall gefüllt aus, ist aber Praktikabel. Einem Bauchladen nicht unähnlich hat man quasi auch gleich die Ablage dazu und kommt ohne einen Tisch oder eine Mauer aus.

Der obere Teil besteht aus einem größeren Fach, das über Reißverschlüsse erschlossen wird. Im Deckel dieses Fachs selbst ist eine weitere Tasche eingearbeitet. Das größere Fach wiederum nimmt ohne weiteres zusätzliche Objektive, das Mittagessen für längere Touren oder auch eine Jacke auf.
Mindshiftgear bietet hierfür einen passgenauen Einsatz an an, dieser muss allerdings separat erstanden werden. Es steht also jedem frei mit bereits vorhandenen Objektivköchern oder Ähnlichem zu arbeiten oder einen Mehrpreis für den Einsatz aufzubringen.
Das größte Schmankerl wartet dann auf der linken Seite des Rucksacks. Fach Nummer Drei bietet eine Aufnahmemöglichkeit, in die eine Trinkblase mit bis zu zwei Liter Fassungsvermögen, den wohl bekanntesten Namen dieser Trinkblasen kennt man vermutlich. Auch hier muss erwähnt werden, der Camelbak ist nicht im Preis inbegriffen.

Fassungsvermögen

Panorama 180° mit Vanguard-Stativ

Bleibt die Frage, was man in diesen Rucksack hinein bekommt. Die Hüfttasche ist groß genug um mindestens eine DSLR mit Standardzoom aufzunehmen. Ebenso bietet sich hier noch Platz für Akkus, Filter und Speicherkarten. Die Abmessungen der Hüfttasche sind 24 x 21 x 12cm (BxHxT).
Die Außenmaße des Rucksacks sind 25 x 50 x 21 cm (B x H x T). Im oberen Fach finden also zwei bis drei weitere Objektive Platz.
Bleibt noch die Außenseite, an der sich das Stativ befestigen lässt. Dazu kommen noch Ösen entlang der Träger und auch am Hüftgurt. Was man daran befestigt bleibt den eigenen Vorlieben überlassen.

Um noch ein wenig Verständnis dafür zu bekommen, was alles in den Rucksack passt, zeige ich was während der Tour alles im Rucksack steckte.

  1. Hüfttasche
    • Olympus E-M1II mit 12-40mm F2.8 Pro
    • Ersatzakku
    • Speicherkarte
    • Polfilter
    • Olympus 45mm F1.8
    • MEIKE 6,5mm Fisheye
    • Sigma 60mm F2.8
  2. Oberes Fach
    • 40-150mm F2.8 PRO
    • 1.4x Telekonverter
    • Panasonic 25mm F1.7
    • Olympus 17mm F1.8
    • Cokin GND- und ND-Filterset
  3. Seitentasche
    • 2 Liter Camelbak

Es gilt zu bedenken, das ich als Besitzer einer Systemkamera generell etwas weniger Platz für meine Ausrüstung brauche, als ein Besitzer von Spiegelreflexkameras. Daher tut, wie bei jedem Kauf einer Tasche ein Blick auf die Maße Not. Noch eine Anmerkung zur Seitentasche: Wer sich keinen Camelbag kaufen möchte, kann natürlich auch etwas anderes darin unterbringen. Eine leichte Regenjacke sollte hineinpassen.

Der Rucksack im Praxiseinsatz

Ein derart spezieller Fotorucksack muss sich natürlich unter realen Bedingungen beweisen. Dazu bin ich in Berlin, aber auch auf einer kleineren Wanderung unterwegs gewesen. Unnötig zu erläutern, das solche Touren stundenlanges Laufen und lange Wegstrecken bedeuten. Zeit in der ich den Rucksack so gut wie nie abgenommen habe. Nicht, weil ich es nicht konnte sondern weil ich es nicht musste. Ein echter Segen.

Wie kommt man nun aber an die Kamera heran, die in der Hüfttasche schlummert? Hierzu Entriegelt man die Klappe und zieht die Hüfttasche nach vorne, zieht die Reißverschlüsse auf und das war es auch schon. Der Bauchladen hat geöffnet. Ebenso schnell wie man die Tasche nach vorne bekommt, ist sie im Übrigen auch wieder eingepackt. Sobald man das ein paar Mal gemacht hat, klappt das ohne großes Nachdenken.

Hinter einer Klappe steckt die Hüfttasche

Zugegeben, ich war anfangs etwas skeptisch ob ich so ohne weiteres mit dem Bedienkonzept zurecht komme. Die Frage war für mich ob sich die Klappe ohne Probleme öffnen lässt, wenn man die Hüfttasche nach vorne zieht. Dank einem Magnet im Verschluss klappt das allerdings sehr viel besser als erwartet, auch das Verstauen und Schließen ist kein Problem. Das Wort Einhandbedienung darf man hier guten Gewissens verwenden. So kam ich auf der Tour immer zügig an meine meist verwendete Ausrüstung ran. Ein Getränk hatte ich im Camelbak, der Trinkschlauch entlang dem linken Träger. Wie ich so lange ohne einen Camelbak ausgekommen bin, ist eine weitere gute Frage. Er ist einfach praktisch und vom Gewicht her wird man kaum eine leichtere Lösung finden um einen Tagesvorrat an Flüssigem dabei zu haben. Der Trinkschlauch ist immer ein Reichweite, so das man auch immer wieder daran erinnert wird ausreichend zu Trinken.
Alle Sachen, die ich nicht oft benötigt habe, steckten im oberen Fach. Es gab wenige Situationen, bei denen ich deshalb den Rucksack abnehmen musste oder einfach meine Begleitung gebeten habe, mir etwas aus dem Fach zu reichen. Da ich auf einer Städtetour generell wenig zum Sitzen komme ist das Handling für mich perfekt und der Rucksack von der Konzeption absolute Spitzenklasse.

Wären da nicht doch ein paar Wermutstropfen…

Die fehlende Regenhülle zum Beispiel. Zur Sicherheit hatte ich auf der Tour eine Regenhülle von einem anderen Rucksack dabei. Die Außenhaut ist wasserabweisend und  trotz leichtem Regen am vierten Tag, bei dem wir wirklich nass wurden habe ich sie nicht benötigt. Drei Stunden im Freien überstand der Rucksack und blieb im Inneren Trocken. Vorsicht dennoch, was ich als leichten Regen bezeichne ist subjektiv empfunden und keine Garantie das es immer trocken sein muss. Ihr müsst selbst wissen, was Ihr Eurer Ausrüstung antun könnt und was nicht. Um die Hüfttasche muss man sich in eingestecktem Zustand zudem weniger Sorgen machen als um das obere Fach.

Blick ins obere Fach

Das für das obere Fach kein Einsatz oder Unterteilungen vorhanden sind, hat mich erst auch etwas gestört. Zwar ist ein Netz in dem Fach, aber damit nichts herum rutscht, muss man sich etwas einfallen lassen. Ich hatte deswegen das Tele in einem Cullmann Objektivköcher und die Filtersätze in einer kleinen Kalahari-Tasche. Die letzten beiden Objektive und der Telekonverter waren in einer alten Tasche für eine Bridgekamera untergebracht. Es ist ja nicht so, das ich nicht schon genug kleinere Taschen hätte.
Aus der Not wurde eine Tugend. Der Hüftgurt am Rucksack hat zahlreiche Schlaufen an denen sich Zubehör anbringen lässt und so hing das Tele dann eben mit Objektivköcher an diesem Gurt. Am Träger hing dann irgendwann die Filtertasche und der Telekonverter. Das sieht zwar lustig aus, aber es ist praktisch.
Im Netz finden sich Stimmen, das der Rucksack im abgesetzten Zustand keinen schnellen Zugriff auf die Hüfttasche ermöglicht. Das ist teilweise richtig, aber man kann die Hüfttasche ohne Schwierigkeiten ganz heraus nehmen, sie sogar ohne den gesamten Rucksack tragen. Von daher würde ich das nicht als zu negativen Punkt sehen.

Preis: Pro und Contra

Beleuchtet man Licht und Schatten, dann steht auf der einen Seite der stabil und ordentlich verarbeitete Rucksack, der mit knapp 220€ zu Buche schlägt. Wer möchte und noch nicht hat, wird sich einen Camelbak dazu kaufen, der mit weiteren 30€ eingerechnet werden muss.
Das Mindshiftgear eine Trinkblase eines Fremdherstellers nicht mitverkauft, kann man verstehen und ist verzeihbar. Das man überhaupt an so etwas gedacht hat ist schön.
Warum man aber bei diesem Preis keine Regenhülle mitliefert und dafür stolze 22€ verlangt (wohlgemerkt eine Hülle für den Rucksack, eine für die Hüfttasche) wird mir auf Ewig unverständlich sein. Ein Artikel, der vermutlich in der Herstellung nicht sehr teuer sein dürfte, als Extraequipment anzubieten und dafür richtig „Schotter“ zu verlangen tut weh.
Selbiges gilt für die Objektivtasche für das obere Fach. Sie mag noch so Passgenau und sauber verarbeitet sein, hierfür wären weitere 48€ fällig. (Preise sind nebenbei ca. Angaben und können leicht variieren). Es bleibt aber auch die Frage ob man sie wirklich braucht. Die Möglichkeit kleinere Taschen zu verwenden besteht und wer doch lieber sein Mittagessen mit dabei hat, wird für die zusätzliche Taschen eher keinen Platz haben.

Das große Kompaktpaket habe ich mir nicht gekauft, sondern nur den Rucksack und einen Camelbak. Der Preis für den Rucksack ist in Ordnung, die Verarbeitung wie erwähnt einwandfrei. Man bekommt damit letztendlich ein Tragesystem, was man bei anderen Herstellern nicht findet. Aber dennoch, die Regenhülle sollte im Preis inbegriffen sein.

Anmerkungen zum Diebstahlschutz

Einen Hochsicherheitsrucksack erwirbt man nicht. Die Hüfttasche kann aber so verstaut werden, dass man diese nur öffnen kann, wenn sie aus dem Rucksack gezogen wird. Anders mag das beim oberen Fach sein. Kleinere Menschen sollten also aufpassen, das bei einer Städtetour nicht jemand Hand anlegt.
Der beste Schutz des Rucksacks ist aber wohl der, dass wenn man kein Stativ daran trägt er eher nach einem Trekking-Rucksack aussieht als nach einem Aufbewahrungsort von Kamera mit Zubehör.

Fazit

Es mag bei der Diskussion um den Preis vielleicht nicht mehr so gewirkt haben, als ob ich den Rucksack mag. Das Gegenteil ist aber der Fall. Mich hat der Rucksack überzeugt und ich kann ihn wirklich empfehlen. Das Bedienkonzept ist für einen Menschen, der lieber eine reine Hüfttasche trägt einfach umwerfend gut durchdacht.
Ein Feature, welches ich zudem schätze ist, dass man den Rucksack nur selten abnehmen muss. Ich mag es nicht, wenn ich ständig den Rucksack abnehmen muss um an die Kamera heranzukommen und das Shirt oder der Pullover durchgeschwitzt sind. Man nimmt etwas aus der Tasche, baut die Kamera zusammen und setzt den Rucksack danach wieder auf. Ich nehme an, man kennt das eklige Gefühl, wenn der Rucksack das Oberteil dann an den Rücken drückt.
Das passiert beim Panorama kaum. Den Effekt mit dem T-Shirt habe ich auf meinen Testrunden nicht erlebt. Nicht weil man nicht schwitzt, sondern weil man den Rucksack einfach die ganze Zeit auf hatte. Meiner Meinung nach ein Segen.
Man sollte sich also auf das Experiment Panorama 180 einlassen und es selbst ausprobieren. Für mich ist der Rucksack ein perfekter Begleiter für Urbane Entdeckungstouren und natürlich auch Fotowanderungen in der freien Wildbahn.

Händlerverfügbarkeit

Gekauft habe ich den Rucksack über Amazon, da ich ihn bei einem lokalen Händler leider nicht finden konnte. Daher die Erwähnung, das sämtliche Verweise auf Amazon in diesem Artikel Affiliate-Links sind.

Wenn Ihr noch Fragen zum Rucksack habt, dann dürft Ihr sie gerne in den Kommentaren stellen oder mir per Mail eine Nachricht zukommen lasse. Bis dahin, allzeit gutes Licht und bis bald, hier auf Pilgerrazzi.de

Merkosh
Letzte Artikel von Merkosh (Alle anzeigen)

Ein Gedanke zu „Review: Mindshiftgear Panorama 180

Kommentare sind geschlossen.