Do-It-Yourself: Kamerabänder
Die Art und Weise wie man seine Kamera bevorzugt sicher am Körper trägt unterscheidet sich wohl von Mensch zu Mensch. Da werden mal Nackenbänder bevorzugt oder eher was fürs Handgelenk. Wieder jemand anderes bevorzugt einen Schultergurt.
Je nachdem was man bevorzugt gibt es im Netz jede Menge Möglichkeiten zu finden, aber nicht immer ist man damit zufrieden. Für uns stand eine gewissen Individualität, gepaart mit Tragekomfort im Vordergrund. Bei uns als Marktfotograf kam noch ein weiterer Punkt dazu. Tragegurte von Herstellern haben meistens sehr aufdringliche Werbung, weshalb wir diese auf Mittelaltermärkten nicht verwenden wollten. Ganz ohne Gurt kann aber auch eine Kamera ungewollt einen Absturz machen und dabei gehen schnell einmal mehrere hundert Euro kaputt. Alles in Allem ein guter Anlass um sich selbst an einem Gurt zu versuchen. In unserem Artikel stellen wir Euch daher die Materialien, Bezugsquellen und die Endprodukte vor.
Ausgangsmaterial
Als Ausgangsmaterial für unsere Gurte haben wir ein stabil gewebtes Band verwendet. Fachlich korrekt wird es als Brettchenborten bezeichnet und stammt von Alexina Brettchenweben. Diese Borten können aus Leinen oder Wolle gewebt werden, wir selbst haben uns für eine Variante aus Leinen entschieden. Großer Vorteil an der Webart ist die Flexibilität des Bandes mit der es sich gut an das Handgelenk oder den Nacken anlegt und es ist dennoch stark genug das man damit ein Auto abschleppen könnte. Somit darf sich selbst die schwerste DSLR sicher untergebracht fühlen.
Da es sich um Handarbeit handelt kann die Breite variieren, für gewisse Muster benötigt man aber eine bestimmte Breite. Generell kann so ein Band auch einfarbig verwoben werden, aber ein wenig Farbe schadet nicht. Wir nutzen für unsere Kamerabänder recht schmale Ausführungen mit einer Breite von 2cm. Wer breitere Bänder bevorzugt, auch eine Breite von 4cm ist kein Problem.
Als weiteres Ausgangsmaterial kam Leder zum Einsatz. Hier gibt es verschiedene Bezugsquellen, einfache Lederbänder gibt es auf nahezu jedem Mittelaltermarkt zu finden, wer allerdings keinen in der Nähe hat der wird eine Bestellmöglichkeit bevorzugen. Wir haben mit dem Lederhaus gute Erfahrungen gemacht, weswegen wir hier völlig Unbefangen eine Empfehlung aussprechen.
Wer aus Überzeugung oder Tierschutzgründen kein Leder verwenden möchte findet hierfür adäquaten Ersatz in Form von Synthetischen Stoffen. Da wir das Leder rein für die Halteschlaufen nutzen könnte man, wie im späteren Text beschrieben auch gleich auf Metallringe setzen. Die Möglichkeiten sind hier also durchaus vorhanden.
Wie kann das aussehen – Variante 1
Merkosh und Shadoweye verwenden an Ihrer Kamera ein nahezu identisches Band zur Sicherung am Handgelenk.
Dazu wurde die Enden des Bandes umgeschlagen und als Schlaufe gelegt. Da jeder Mensch eigene Vorlieben hat ist es notwendig sich auf das Wohlfühlmaß festzulegen. Das Band sollte Platz genug haben um durchzuschlüpfen, locker genug am Handgelenk sitzen aber auch ausreichend Sicherheit bieten, das die Kamera nicht durchrutschen kann. Zwischen die beiden Lagen der Borte wurde ein schmaler Streifen Leder, ebenfalls als Schlaufe, eingesetzt und alles miteinander vernäht. Klickt auf das Bild um eine größere Ansicht zu erhalten.
Zeitaufwand ca. eine halbe Stunde. Das Leder ist etwas schwieriger zu durchstechen, hier hilft aber ein Fingerhut oder eine Flachzange. Eine Ahle für zwei bis drei Stiche durch das Leder ist nicht zwingend notwendig.
Wie bereits erwähnt: Das Leder selbst kann auch durch einen kleinen Ring ersetzt werden. Am finalen Schritt ändert sich allerdings nichts. Es muss entweder der Ring oder die Schlaufe durch die Haltevorrichtung an der Kamera gefädelt werden. Da man die Kamera in der Regel mit der rechten Hand festhält sollte man natürlich die passende Seite zu Befestigung wählen.
Wie kann das aussehen – Variante 2
Wer lieber am Stativgewinde befestigt kann den Borten auch mit einer Schraubvorrichtung versehen. Auch diese Variante hatten wir schon im Einsatz. Dazu benötigt man aber noch eine Adapter-Schraube für das Stativgewinde (Affiliate Link). Kostenpunkt für so eine Schraube sind ca. 10€. Hier zählt die persönliche Vorliebe. Die Näharbeit bleibt dieselbe, das Ausgangsmaterial ebenso.
Auch hiervon haben wir ein kleines Bild. Als Halterungsring haben wir hierfür eine inzwischen leider recht teure Schraube von Sun Sniper (Affiliate Link) eingesetzt. Der Vorteil dieser Halteschraube ist, das sie über ein Kugellager verfügt und dadurch immer sauber mitdreht. Inzwischen kostet diese Halterung aber deutlich über den 20€ für die wir sie gekauft haben. Wer also nachbauen möchte, der sollte Überlegen ob es die günstige Variante nicht auch tut.
Wir selbst hatten Variante 2 nur knapp ein halbes Jahr im Einsatz, sie ist vermutlich die stabilste Haltemöglichkeit, wenn man die Kamera kurz ablegt um nicht zu verwackeln oder ein Stativ verwenden musst ist man beständig am Schrauben. Für uns erwies es sich nicht praktikabel, als Variante aber dennoch eine Möglichkeit die wir nicht unerwähnt lassen wollen.
Wie kann das aussehen – Variante 3
Last but not least kommen wir zur Variante die Silberblau derzeit verwendet. Bei Ihr kommt eine Kombination aus Nackenband und Handgelenkschlaufe zum Einsatz. Ausgangspunkt ist wieder eine Borte, bei der an einem Ende eine Schlaufe vernäht wird. Diese sollte passend für das Handgelenk von Silberblau sein, also musste kurz gemessen werden. Wenn Ihr auf das Bild klickt, kommt Ihr auch hier zu einer größeren Ansicht und könnt die bereits vernähte Schlaufe besser sehen.
Die der Schlaufe gegenüberliegende Seite des Bandes wurde dann auf die gewünschte Länge gemessen und das entstehende Ende wieder umgeschlagen und vernäht um ein ausfasern zu vermeiden. Fehlte noch eine Möglichkeit um das Band an der Kamera zu befestigen. Hier hat Silberblau wieder auf Leder zurückgegriffen.
Es wurden dazu zwei Vierecke ausgeschnitten, welche mittels Steg verbunden sind. Übereinander an das Band gelegt ergibt sich so eine Schlaufe, welche durch Halteringe an der Kamera gefädelt werden können. Hier sollte man darauf achten, das wirklich sauber genäht wird.
Nachdem alles sauber vernäht gewesen ist, musste das Band noch, wie bereits erwähnt, an der Kamera befestigt werden. Ösen sind bei unseren Kameras schon vorhanden, daher habe wir hierfür keine Teile extra besorgen müssen. Wir gehen davon aus das die meisten Hersteller das ähnlich halten. Aber zur Not haben wir auch hierfür eine Abhilfe. Fehlen solche Ösen sind Schlüsselringe ein guter Tipp. Beachtet aber die Materialstärke eines Schlüsselrings. Nicht jeder wird funktionieren, er muss ja durch die Halterung an der Kamera geführt werden.
Erfahrungsberichte
Wie gut sind diese Bänder nun wirklich? Sicherlich werdet Ihr den Artikel bis hierher gelesen haben und Euch denken, dass wir mit Sicherheit nicht schreiben werden, dass diese Bastelarbeiten totaler Mist sind. Damit liegt Ihr richtig. Aber wer uns kennt und auch unsere Fotoserien verfolgt, dem wird auffallen das wir schon sehr lange mit diesen Bändern arbeiten. Speziell der Prototyp wird seit Jahren immer wieder auf diversen Bildern zu sehen sein. Das Band, welches erst Merkosh und nun Shadoweye besitzt ist nebenbei der Prototyp welcher vor 3 Jahren entstand. Neben einer A58 und einer E-M5II sichert es inzwischen ihre RX10II. Merkoshs Band ist seit ca. 2 Jahren im Einsatz und sicherte die E-M5II und inzwischen die E-M1II. Neueste Variante und auch Anlass diesen Artikel zu schreiben ist der Gurt von Silberblau. Sie ist seit 3 Monaten im Einsatz an der E-M5II.
Alle Borten sind bei mehrere Einsätzen auf Mittelaltermärkten dabei gewesen, haben Urlaube im In- und Ausland mitgemacht und wurden über zahlreiche Events gezerrt. Sie sind weder ausgefranst noch gerissen, haben zweimal einen sicheren Kameratod durch Absturz verhindert und sehen auch nach langer Einsatzzeit noch sauber aus.
Kurzum: Die DIY-Lösung hat sich bewährt.
Kostenfrage
Am Edne wollt Ihr sicherlich noch wissen, wie teuer denn so ein Band nun werden kann. Gleich zur Einleitung, die Bänder sind Handarbeit. Wir haben uns deswegen von Alexina beraten lassen und keine schwierigen Motive ausgesucht. Man kann sich denken das schwierigere Motive den Preis etwas ansteigen lassen. Das Problem ist auch, das zu kurze Stücke nicht auf den Rahmen aufgezogen werden können. Man wird also etwas mehr nehmen müssen, wenn man eine Wunschanfertigung haben möchte. Im Lager unserer Handwerkerin gibt es aber natürlich schon fertige Borten. Um genau aufzuschlüsseln was der finale Preis ist, müssen also mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Dazu zählen Materialkosten, Arbeitszeit und Anzahl der Farben. Aus diesem Grund können wir daher leider keine Kosten aufschlüsseln, wer sich aber für eine Brettchenborte als Kameraband interessiert, der darf sich sicherlich gerne bei unserer Handwerkerin melden.
Bitte seid uns deswegen nicht böse, wir möchten Euch nicht einen Preis nennen, der sich hinterher als falsch herausstellt. Wir hoffen dennoch, unser Artikel hat Euch gefallen und Euch selbst zum Basteln inspiriert. Vielleicht habt Ihr noch eine andere Idee wie man ein Kameraband gestalten kann. Wenn ja, lasst uns gerne an Eurer Selbstbaulösung teilhaben und schickt uns eine Nachricht. Wir würden uns freuen.
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